Lustwiese

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Farbnuancen

Treffpunkt Alpenwiese: Hier tummeln sich die Pflanzen, die mit ihren Farben und Düften die eher kurzsichtigen Insekten zur Bestäubung anlocken, die scharfäugigen Vögel, die Insekten suchen, Katzen, die wiederum die Vögel jagen mit ihren für die Dämmerung optimierten Augen, und vielleicht auch einige weibliche Gäste in bunten, flatternden Gewändern. Das frühlingshafte und sommerwarme Leben auf der Wiese imponiert farblich prachtvoll. Sehen und gesehen werden oder absichtlich gut getarnt. Farben wirken aufgrund ihrer Wellenlänge. Und erstaunlicherweise hat sich das Farbensehen in der Evolution mehrmals unabhängig voneinander entwickelt. Bei tagaktiven Tieren, wie Vögeln, Reptilien und Fischen, ist es am stärksten ausgebildet. Dort sind die Farbzäpfchen noch weiter ausdifferenziert, während bei einigen Säugetieren die Anzahl der Zäpfchen reduziert ist. Die dichromate Katze mit nur zwei Farbzäpfchen auf der Netzhaut kann viele Farben nicht sehen; der tetrachromate Vogel besitzt dagegen vier Farbzäpfchen und wäre deshalb vermutlich von der menschlichen trichromaten Farbwelt deprimiert. 

Wer ist so fest, den nichts verführen kann?

William Shakespeare (1564 – 1616)

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